Seit Veröffentlichung des Rettungspaketes für die deutschen Lebensversicherungen gibt es Kritik (fast) von allen Seiten. Aber im Social Network ist noch Ruhe. Makler und Mehrachagenten halten still. Verlässt man sich auf die großen Verbände?
Verbände reagiert kritisch auf das LVRG
Vermittlerverbände wie BVK und AfW trösten ihre Mitglieder damit, dass „es zu keiner Deckelung der Abschlussprovisionen für Lebensversicherungen kommen wird.“ Das mag zwar stimmen, aber die Herabsetzung der bilanziellen Abrechenbarkeit der Abschlusskosten wird dennoch eine Spirale in Gang setzen, an deren Ende die Vergütungen für Vermittler geringer sein dürfte als heute üblich. Denn sowohl die Courtagen für „Maklervertriebe“ und Finanzdienstleister als auch die Provisionen für die eigenen Ausschließlichkeiten liegen deutlich jenseits der bilanziell dann noch möglichen 25 Promille.
Eins ist aber klar, wenn 25 Promille plus X als Vergütung kommen sollte, dann sichert dies definitiv nicht das finanzielle Überleben von vielen freien Vermittlern und gleich gar nicht von Serviceleistern wie den Maklerpools. Die Suche nach alternativen Einkommensfeldern dürfte damit neue Impulse erfahren. In dem Sinne hat BVK-Präsident Heiz recht, wenn er feststellte: „Hier wird sich auch zeigen, welche Versicherer zu ihren Vermittlern stehen und nicht das Lebensversicherungsreformgesetz vorschieben, um die Provisionen zu senken.“
Der GDV geht voran? Wann gab es das schon?
Für die Öffentlichkeit ist es schon erstaunlich, dass die ansonsten enge Zusammenarbeit von Regierungsbehörden mit Fachleuten der Finanzbranche (manche bezeichnen dies auch als Lobbyismus) bei dem vorgelegten Referentenentwurf zum „Lebensversicherungsreformgesetz“ (LVRG) dieses mal auf Kritik des eigenen Verbandes stieß.
Der GDV kritisiert einen wieder einmal sehr ambitionierten Zeitplan zur Umsetzung des Reformpaketes (Start soll der 1.1.2015 sein) die neuen Vorschriften für die Bilanzierung und die Aktivitäten am Kapitalmarkt. Das sind tiefe Eingriffe in die Firmenpolitik der Unternehmen. Heftige Kritik gibt es auch für eine höhere Mindestbeteiligung an den Risikogewinnen. Diese „schränke den Spielraum der Unternehmen ein, Reserven zu bilden und Ertragsschwankungen – etwa durch anhaltende Niedrigzinsen – für ihre Kunden auszugleichen.“
Sollte das Reformpaket so kommen, wie es der Entwurf jetzt vorsieht, dann sind verschiedene Auswirkungen zu erwarten. Zunächst sind 5,19 Millionen EUR als Erfüllungsaufwand bei den Versicherern einzuplanen. Die wirkliche Kostenbelastung dürfte und ein Mehrfaches höher liegen.
Die stärker als zur Zeit als notwendig erachtete Senkung des Rechnungszinses auf 1,25 Prozent wird eher nur langfristig entlastende Wirkungen auf die Risikotragfähigkeit der Versicherer haben. Die Wirkungen auf Kunden und Vermittler sind eher schwer einzuschätzen.
Die geplante stärkere Regulierung wird die Attraktivität des Lebensversicherungsgeschäftes für Versicherer tendenziell senken. Renditeorienterte Kunden werden sich noch stärker aus diesen Vorsorgeprodukten der Lebensversicherer zurückziehen. Für konservative Kunden wiederum kann die garantierte Minimalrendite von 1,25 Prozent immer noch attraktiver sein als aktuelle Konditionen für Tages- oder Festgelder bei den Banken.
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